Flug in
Gefahr !
Um auch dieses Jahr auf der Hauptversammlung unseres UL-Vereins Dörzbach groß angeben zu können, entschloss ich mich zu einem Flug an das Nordkap. Vor zwei Jahren war ich schon mal mit einem C 42 nach Kokkola in Finnland geflogen und war begeistert von der Unberührtheit und Einsamkeit dieser Landschaft. Dieses mal sollte es bis zum „Anschlag“ gehen.
Mein Mithalter Wolfgang wurde gerade in die Rente
abgeschoben und hatte nun Zeit zum Fliegen, was bei Rentnern eher selten ist.
Die zweite Voraussetzung (das geeignete Fortbewegungsmittel) stand uns leider
noch nicht zur Verfügung. Der nagelneue C 42 B
lag immer noch bei Comco als Rohmaterial im Regal. Wie jedes Jahr mussten
wir uns wegen der bekannten Lieferschwierigkeiten noch gedulden. Das gab mir
aber genügend Zeit, mich auf das Vorhaben einzustimmen. Die gesamten
Icao-Karten von Schweden,
Nordnorwegen und Westfinnland inklusive des Botlang Airfield Manuals für die Länder
wurden wieder vom Aeroshop Pirzkall geordert. Mit den Deutschen waren es
dann 18 Karten. Als ich diese dann überlappend in meinem Garten auslegte, kamen
mir doch Zweifel ob der Streckenlänge von
5800 km. Nun war es an der Zeit, diese in brauchbare und
sitzfleischschonende Häppchen aufzuteilen. Auf meinem Computer war die Stecke
übersichtlicher zu planen. Der Flightplanner von Ifos leistete mir wertvolle
Dienste. Dort hatte ich die Karten eingescannt und steckte unsere Ziele ab.
Jeden Tag sollte so 6 bis 8 Stunden geflogen werden. Der obligatorische
Nachtflug in der Mitternachtssonne sollte auch dabei sein. Die Strecke ließe
sich so in einer Woche ohne Hetze bewältigen. Der Start war Anfang Juli geplant
doch die Comcoler werkelten noch fleißig an unserem Flieger (Flug in Gefahr).
Endlich kam die erlösende Nachricht: Euer Flieger ist fertig ! Das erforderlich Eqipment in Form eines gescheiten Beckerfunks und eines Transponders war auch schon bei Airplus in Günzburg geordert und lag dort zum Einbau bereit. Leider war es jetzt schon Ende Juni und der Motor sollte vorher noch einlaufen. Nach diversen Flügen durch die Republik konnte ich jetzt die 25 Stunden Kontrolle mit Ölwechsel machen. Das Tor zur großen, weiten Welt stand sperrangelweit offen. Zwischenzeitlich hatte Arthur auch Wind von unseren Plänen bekommen und wollte mitfliegen. Seine CT passte nicht ganz zu unserer Reisegeschwindigkeit von 150 km/h. Meine Bedenken waren bald zerstreut und sein Copilot Roland war im Besitz eines BZF I. Das sollte passen.
Denkste! Unser
lieber, guter, alter Petrus hatte wieder mal Probleme. Er konnte das Wasser
nicht halten. Einmal waren Gewitter und Schlechtwetter einmal im Norden, einmal
im Süden. Ich nervte den Meteorologen bis dieser uns eine Woche schönes Wetter
im Norden versprach. Das Internet gab auch nichts her und so verließ ich mich
auf dessen Sachverständnis. Wir saßen am Samstag, den 27.7. bei Regen in aller
Frühe vor unseren vollgepackten Fliegern und schimpften auf den DWD (Flug in
Gefahr). Gegen 12 Uhr machte es auf
und wir uns auch. First Destination war Peine-Eddesse, das wir auch problemlos
erreichten. Den Flugplan hatte ich schon zu Hause aufgegeben, war aber nirgendwo
angekommen. Was soll’s - noch mal aufgeben und los. Next Destination Höganäs
in Schweden. Unter der Kontrolle von Bremen Information genossen wir die
Landschaft. Über Lübeck bis Puttgarden stiegen wir auf
2500 ft. Nun verabschiedete uns der freundliche Controller und gab uns an
Kopenhagen Information weiter. Sehr freundliche Aufnahme durch die etwas näselnde
dänische Dame am Funk, obwohl dort hauptsächlich Airliner aller Nationalitäten
abgefertigt werden. Nördlich um Roskilde und Kopenhagen herum wurden wir dann
bei Helsingborg an Malmö Control übergeben um den Flugplan zu schießen und in
ESMH Höganäs zu landen. Dort
antwortete niemand. Die Blindmeldung ist obligatorisch und auch
nötig, da
einige sparsame Blechflieger auch aus Dänemark hinfliegen, um zu
tanken. Der
Sprit kostet dort nur 0,75 € pro Liter. Eigentlich wollten wir
noch nach
Göteborg-Säve weiter, um dort zu übernachten. 5 1/2
Stunden Flugzeit war aber auch genug und so übernachteten wir
direkt im Vereinsheim am Platz für 22 € pro Person. Die
Landung ist
dann auch umsonst. Nach dem Bezug unserer Betten mit den dort
üblichen
Papierbezügen machten wir uns mit den kostenlosen Fahrrädern
zum Hafen auf, um
dort unser Abendessen einzunehmen. Wir kamen gerade rechtzeitig, da die
Gaststätte
um 21 Uhr Ortszeit dicht macht. Der Abend klang dann mit Leichtöl
(Bier!) aus
dem dort reichlich gefüllten Kühlschrank auf den Terrasse des
Vereinsheims aus
(Flug in Gefahr) mit Blick auf die zahlreichen Hasen, die sich auf der
Landebahn
vergnügten.
Da wir unserem Zeitplan hinterher flogen, beschlossen wir
unseren Besuch in Göteborg zu streichen und unser zweites Tagesetappenziel ESNS
Skelleftea noch an diesem Sonntag anzusteuern. Gleich nach dem Start um 7.12 Uhr
UTC in Höganäs verloren wir uns aus den Augen. Da wir gleich die Kontrollzone
von Ängelholm durchfliegen mussten, rasterten wir deren Frequenz. Der dort
lauernde Flugleiter bewies sich als echter Helfer. Anhand seines Radars führte
er uns zwei verlorene Schafe in aller Gemütsruhe wie ein Schäferhund wieder
zusammen. Alles sehr freundliche Leute – bei uns undenkbar – warum
eigentlich? Unser Dank wird ihm ewig nachschleichen.
Weiter von Malmö und Stockholm Control begleitet landeten wir nach 2:25
h in ESKK Karlskoga - ein 1500 m langer Asphaltplatz auf dem nicht los war. Die
paar Piloten saßen in der Sonne und ein Segler drehte gerade ins Endteil. Sprit
zum Dumpingpreis, was zum Trinken und eine Kleinigkeit zu Essen war schnell in
der Mikrowelle gemacht. Landung kostenlos! Fliegerherz, was begehrst du mehr?
Noch 700 km trennten uns von unserem Tagesziel. Also legten wir noch eine
Zwischenlandung in ESNH Hudiksvall fest. Das erwies sich als eine echte
Herausforderung. Nach 2 Stunden Flug setzten wir auf diesem 1280 m Platz zur
Landung an. Voller Querwind mit vorsichtig geschätzten 30 Knoten in einem
Talkessel des Bottnischen Busens zerrten an unserem Fetzenflieger. Mit 150 km/h
am Stau und ohne Klappen sorgte ich dieses mal für die erforderliche
materialschonende Landung, die auch mit großer Mühe gelang. Mit schlotternden
Knien gönnten sich auch die Nichtraucher aus unserer Reisegemeinschaft dieses
Mal eine Zigarette, auch in Anbetracht des nötigen Widerstarts (Flug in
Gefahr). Wieder keiner da. Der Platz war verwaist. Also auch keine Landegebühr.
Auch recht! Der Start klappte mit den erforderlichen 140 km/h und dem
linken Flügel knapp über dem Boden recht gut. So konnten wir um 15:44 Uhr UTC
nach gut 2 Stunden doch noch in Skelleftea auf komfortablen 1800 m trotz starkem
Querwind ganz entspannt landen. Wir hatten unseren Zeitplan eingeholt. Landegebühr
in Skelleftea – Fehlanzeige, wie auch die Bushaltestelle. Dort bestätigte man
zwar deren Standort, es hielten aber keinen Busse. Ein junger Mitarbeiter des
Flughafens hatte mit uns Weltreisenden Mitleid und fuhr uns mit einem Auto des
Platzes in die Stadt – kostenlos, versteht sich. Dort bezogen wir ein schönes
Scandic-Hotel, leider nicht kostenlos. Die Übernachtung schlug mit 52 € pro
Doppelzimmer zu Buche. Nach dem Essen (bis max. 21 Uhr OZ) und dem Leichtöl
machten wir noch eine Stadtrunde und schliefen sehr gut (Flug nicht in Gefahr).
Nach der Taxifahrt (5,50 €) und der ausgiebigen
Motorkontrolle sollte unser nächstes Tageziel ENAT Alta in Norwegen sein.
Vorsichtiger Weise gab ich jetzt schon einen Flugplan auf. Das gestaltete sich
jedoch als etwas mühevolles und zeitraubendes Unterfangen. Der Flugleiter kam
dreimal extra wegen uns vom Tower auf das Vorfeld, um uns beim Ausfüllen zu
helfen. Ich schämte mich in Grund und Boden. Mein lieber Schwede! Sundsvall ACC
wollte genaue Koordinaten und Zeiten der Grenzüberschreitung wissen. Um unsere
Tanks noch mal mit dem billigen Benzin aufzufüllen stand als nächstes Ziel
ESUP Pajala fest. Wir verließen nun die Küste, um uns über immer größer
werdenden Wäldern und Seen über den Polarkreis nach Norden durchzuschlagen. Außenlandemöglichkeiten
– Fehlanzeige – Gott Rotax hilf – nie wieder
Österreicherwitze! Nach gut
2 Stunden tauchte mitten in der Tundra 1420 m Asphalt auf. Wir waren
überwältigt
von der Freundlichkeit an diesem Platz. Die Landung war kostenlos.
Dafür ziert jetzt
auch ein Aufkleber unseres Vereins die Scheibe am Eingang.
Der bayrische Motorsegler, den wir unterwegs durch Sundsvall Control
kennen
lernten, war schon da. Eine G 109 geht auch besser als ein C 42. Die
Zwei wollten kurz an das Kap, um nächste Woche schon wieder
nach Griechenland zu fliegen. Nicht nur UL`er spinnen.
Nun sind es noch gut 2 Stunden bis nach Alta. Die Landschaft unter uns
wurde immer karger. Nach Überflug der schwedisch-finnischen Grenze (Drahtzaun)
lotste uns kurz Rovaniemi Control. An der finnisch-norwegischen Grenze war Bodö
Control zu rasten. Wir bekamen keinen Kontakt. Ein Lufthansapilot bot sich an
als Relaisstation zu vermitteln. Wir wünschten ihm einen guten Flug und flogen
ohne Kontakt weiter. Die Bäume waren schon lange verschwunden und eine felsige
Hügellandschaft mit Seen zog unter uns durch. Das schöne Wetter wich nun auch
tieferer Bewölkung. So waren wir froh, als Alta endlich vor uns im Fjord
auftauchte. Die letzten 2500 ft. waren schnell abgebaut und wir landeten um
15.09 Uhr UTC auf der 2100 m langen 29 direkt nach einer Regionalboing, die sich
in der Rechtsplatzrunde in das Tal quetschte.
Der Empfang auf dem Tower war wieder sehr freundlich. Dort wurde gerade
Kaffee gekocht und Lachs geschmort. Wir bekamen gleich eine Tasse angeboten. Ein
Zimmer für die Nacht besorgte uns die Towerbesatzung auch noch nebenbei. Zum
Bezahlen gingen wir in das Büro der
Platzfeuerwehr und blechten dann nach
langen hin und her am Computer 24 €. Sprit gab es keinen. Die
Tankstelle war zwar da, aber sie hatten Schwierigkeiten mit Wasser im Benzin und
empfahlen uns nach Hammerfest zu fliegen. Wir bezogen unsere Doppelzimmer im Aurora für
96 € und gingen nach dem Essen und dem Leichtöl (0,3 für 3,50 €)
um 23.50 bei Helligkeit ins Bett.
Am Dienstag war der Himmel bedeckt und starker Wind dämpfte
unseren Flugwunsch. Die Wetterberatung im Tower durch Fax und Internet war ernüchternd
(Flug in Gefahr). So verbrachten wir den Tag mit einem Spaziergang nach Alta und
Kaffeetrinken. Am nächsten Morgen sollte es gehen.
Mittwoch morgen waren die Wolken weniger bedrohlich. Der
Wind jedoch war weit jenseits von Gut und Böse. So starteten wir um 8 Uhr UTC
in Richtung ENHF Hammerfest. Immer einem Fjord kurz unter der Hangkante folgend
ging es 45 min. nach Hammerfest. Es ging hier zu wie in einer Waschmaschine im
Schleudergang. Kurz vor Hammerfest blies der Wind wieder laminar, dafür ergoss
sich aber jetzt ein Platzregen. Die Piste lag hinter einem Hang. So konnten wir
uns relativ unbehelligt auf die Landung auf der nur 883 m lange Bahn
vorbereiten. Die Begrüßung auf dem Tower war wieder sehr freundlich.
Die Landung schlug mit 23 € und der Sprit mit 1,10 € pro Liter zu
Buche. Auch hier landeten in kurzen Abständen 2 motorige Turbopropp Maschinen.
Wir wollten gleich weiter an das Kap. Die aufliegende Bewölkung, der Wind und
Regen machten das unmöglich (Flug in Gefahr). Auf Empfehlung eines deutschen
Ehepaares, die mit einer Mooney weiter nach Honningsvag flogen, nahmen wir eine
Hütte für 30 € pro Kopf im Turistsenter direkt über dem Fjord. Das war
so ziemlich das Letzte. Kein Wasser, kein Klo, dreckig und kalt.
Donnerstag - bescheidenes Wetter! Nebel und Nieselregen und keine Wetterbesserung in Sicht. Keine Möglichkeit zum Weiterflug. Die Taxifahrten zum Tower kosteten jedes Mal 23 €. So kannten wir mittlerweile fast jeden Taxifahrer. Wir zogen um. Diese Hundehütte wollten wir uns keine weitere Nacht zumuten. Im Hotel Skytterhuset fanden wir endlich eine gute Bleibe für 120 €. Das außerordentlich freundliche Personal machte uns sogar ein kostenloses Vesper. Dieses Haus ist sehr zu empfehlen. Die Lebenshaltungskosten sind in Norwegen immens hoch. Deshalb wollten wir so bald als möglich weg hier.
Dies war uns dann am Freitag möglich. Um 15 Uhr UTC
starteten wir in einem Wetterfenster von Hammerfest in Richtung Alta und weiter
nach EFRO Rovaniemi in Finnland. Das Nordkap war leider nicht möglich. Kurz vor
Alta wollte ich uns eine Freigabe für den Grenzüberflug nach Finnland holen.
Der Controller von Alta lehnte das aber ab. So landeten wir bei tiefer Bewölkung
und Regenwolken im Nacken nochmals in Alta, um einen Flugplan aufzugeben. Zu
unserer Überraschung wollten die Feuerwehrleute diesmal keine Landegebühren.
Der Stress am Computer war ihnen wohl zu groß. Nach knapp einer Stunde
waren wir wieder in der Luft mit der Anweisung das Land nur an einem
bestimmten Ausflugspunkt zu verlassen. Wir hielten dies auch halbwegs ein.
Einige kleine Regenschauer zogen an uns vorbei. Nach 2 ½ Stunden erreichten wir
Rovaniemi um dort auf der 3 km langen Bahn im strömenden Regen zu landen.
Diesmal leisteten wir uns auch einen Hangarplatz für 5 €. Für Landegebühren
blechten wir 28 €. Da wir jetzt wieder in einem Euroland waren, fiel die
lästige Umrechnung weg. Ein Zimmer war auch schnell von der netten Dame am
Empfang für uns gefunden. Die Taxifahrt dorthin kostete 17 €. Das
Abendessen konnten wir um diese Zeit, es war inzwischen 23 Uhr, nur an einer
nahegelegenen Tankstelle einnehmen. Ich hatte die
Zeitverschiebung von 1 Stunde nicht bedacht. In Finnland war die Ortszeit UTC +
3 Stunden. Entgegen unseren Befürchtungen viel es aber
sehr gut aus. Dort wurde alles frisch gekocht. Die
Preise bewegten sich im
deutschem Gefüge.
Als wir dann am Samstag unseren Stempel am Platz holten, erfuhren wir, dass wir auf dem offiziellen Flugplatz des Nikolaus gelandet waren. Unser nächstes Ziel EFKK Kokkola erreichten wir nach 2 ½ Stunden. Der Platz hatte wieder 2500 m, war nicht besetzt und somit auch gratis. Meine Freunde von vor zwei Jahren kannten mich noch und wir bekamen eine kostenlose Übernachtung und Abendessen, da alle Hotels wegen eines Pferderennens besetzt waren.
Am Sonntag tankten wir noch mal mit Hilfe unserer Freunde
voll. Um 8 Uhr UTC starteten wir nach EFMA Mariehamn. Dieser Inselflugplatz
liegt in einer idyllischen Gegend, den Älandinseln. Der Flug dorthin führt über
Hunderte von kleinen und kleinsten Inseln. Leider ist die Bahn mit 60 m etwas
kurz, dafür aber mit 1900 m sehr breit. Als wir den Pflichtmeldepunkt November
in unserer Karte nicht finden konnten, gab
uns der Flugleiter den Direktanflug frei. 3 Stunden Flugzeit war aber auch
genug. Die Landegebühr betrug 26 €.
Nach Flugplanaufgabe und dem Mittagessen im Flughafenrestaurant ging es jetzt in
3500 ft. über das 50 km breite Wasser. Stockholm Control führte uns südöstlich
an Stockholm vorbei über die von Wasserstraßen durchzogenen Landschaft nach
ESSP Norrköping. Dort legten wir auf der 2203 m langen Bahn eine super Landung
hin. Wieder 2 Stunden in der Luft gewesen. Wir suchten verzweifelt das große,
gelbe C und verliefen uns in dem Terminal, wo gerade eine Passagiermaschine
abgefertigt wurde. Letztendlich fanden wir die Zahlstelle um unseren Obolus zu
entrichten. Die wollten aber kein Geld: Ihr seid zu leicht! Das sollte man bei
uns auch mal sagen. Bei immer schöner werdendem Wetter starteten wir zu unserer
vorläufig letzten Etappe für diesen Tag nach Höganäs, das wir nach 2:15
Stunden um 21 Uhr Ortszeit erreichten. Schnell
zu den Fahrrädern und in die Ortschaft geradelt, um noch was zum Essen zu
bekommen. Es reichte gerade noch für eine Pizza. Die Betten mit der Papierwäsche
bezogen und ein Leichtöl auf der Terrasse – der Tag war gelaufen.
Montag. Der Platzwart, ein älterer Herr, gab uns Benzin. Wir nannten ihn „YesYes“, weil bei ihm jeder Satz mit dieser Bestätigung endete. Bei der Wetterberatung durch die Beratungsstelle Nord kam dann das große Erwachen. Kein Durchkommen nach Deutschland möglich. Eine Schlechtwetterfront von Berlin bis an die Nordsee mit eingelagerten CB´s machten ein Weiterkommen unmöglich (Flug in Gefahr). Radfahren und Baden war angesagt.
Dienstag. Das gleiche Spiel nochmals. Kaum zu glauben, bei dem strahlenden Sonnenschein hier. Der Bettpreis ermäßigte sich auf 17 €. Inzwischen entdeckten wir eine neue Quelle um unseren Frust in Alkohol zu ertränken. In Schweden gibt es keinen Alkohol in den Geschäften. Eine Flasche Wein konnten wir dann doch noch in einer Systemboulongerie erstehen. Das sind die Alkoholgeschäfte mit dem Scharm einer Apotheke. Die angebotene Ware steht in einer Vitrine und man gibt der Bedienung an der Theke die Nummer der Ware, die man dann aus dem Lager erhält.
Mittwoch. Wieder nichts zu machen. Die Dame der Wetterberatung fragte uns: warum bleiben Sie nicht in Schweden? – Wir wollen heim. Antwort: Das wollen viele! Österreich und Bayern schwammen, ganz Deutschland eine Suppe. Ganz Deutschland? Nein! Ein alter Waco-Doppeldecker kam aus Hartenholm. Das junge Paar mit zwei Hunden berichtete von einem ganz ordentlichen Flug. Durch sorgfältige Internetrecherchen entdeckten wir eine Lücke.
Donnerstag ging es los. Von Kopenhagen Control über Dänemark gelotst flogen wir über den Fehmarnsund um dann östlich nach Neustadt-Glewe abzudrehen. Die Wiesen unter uns waren ziemlich nass. Knapp 3 Stunden später landeten wir in Neustadt. Wir wollten jetzt weiter nach Hause und es schien zu klappen. Immer mehr Regenschauer und Bewölkung versperrten uns den Weg. Der Thüringer Wald war zu. So landeten wir um 16 Uhr UTC in Ballenstedt, die sich auf einen Flugtag am Wochenende vorbereiteten. Wir bekamen ein Zimmer in der Stadt.
Am Freitag war das Wetter nicht gerade berauschend (Flug in
Gefahr). Der Thüringer Wald war immer noch dicht. Nördlich am Harz entlang
ging es nun nach Bad Gandersheim. Nach einer kurzen Pause gelang es uns dann
doch noch über Göttingen und Fulda nach Dörzbach zu kommen. Andy empfing uns
mit einer gut gekühlten Falsche Sekt. Wieder daheim!
Fazit: No Risk – more Fun !!!!!!!!
Bei so weiten Strecken ist eine fundierte Wetterberatung unerlässlich. Lieber mal einen Tag am Boden bleiben, als Kopf und Kragen zu riskieren. Die Nordländer sind ein unvergessliches Flugerlebnis mit ihren unendlichen, menschenleeren Weiten; aber nur bei gutem Wetter! Sehr freundliche und hilfsbereite Menschen, die uns Flieger mögen. In der Luft sind wir Adler, am Boden aber Würmer. Für eventuelle Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Geflogene Kilometer = 5800 km
Flugzeit = 37:52 Stunden
Durchschnittliche Geschwindigkeit = 151 km/h
Durchschnittlicher Verbrauch = 14 Liter
Gustav Kukawka