Zur Weltmeisterschaft 2006 wollten Wolfgang God und ich als Fußballmuffel mal wieder einen Ausflug unternehmen. Genervt von den Sperrgebieten verschoben wir dann aber doch das Vorhaben. Mittlerweile kristallisierte sich heraus, dass diese Großtat der Regierung, die bestimmt wieder Millionen verschlungen hatte, gott-sei-dank ein zahnloser Tiger war. Holland war auch schon ausgeschieden und so beschlossen wir, unsere Nachbarn zu besuchen und unser Beileid zum Ausdruck zu bringen. Die Jeppesen VFR-GPS Karten wurden eingescannt und in den Ozi-Explorer eingebunden. Da in Holland für deutsche Ultraleichte die Plätze mit Kontrollzonen tabu sind, klemmte ich mich an das Telefon und rief einige an. Den Helder (De Kooy) erlaubte uns die Landung. Danach sollte es die Küste entlang nach Borkum gehen um dort noch mal kurz zu baden. Für unsere Frauen war das Vorhaben auch eine Erlösung, da wir zuhause für diese Zeit nicht mehr beim Putzen im Wege standen.
Als
guter Termin erschien mir der 30.6., da an diesem Freitag unsere Kliensmänner
in Berlin um den Einzug in das Halbfinale kämpfen mussten. Das versprach einen
ruhigen Flug und wenig Verkehr. So war es dann auch. Um 8:18 UTC hob unser
braver C42 bei bestem Flugwetter in Dörzbach ab um sich nach Zweieinhalb
Stunden entspannendem Flug auf die Asphaltbahn von EDLS Stadtlohn zu setzen. Die
Aufgabe des Flugplanes und ein kleiner Imbiss im
Flugplatzrestaurant rundeten das Ganze ab. Der Mogas-Preis von 1,20 Euro verlockte
noch zum Volltanken und schon waren wir in Holland, das direkt nach der
Platzrunde begann. Ein Anruf bei Dutchmil Information gestaltete sich als
schwierig, da hier die Hölle los war. Es schien ganz Holland in der Luft zu
sein - die waren ja auch bei der WM rausgeflogen! Nichts war mit
Fluginformation. Die Augen auf - Finger auf die Karte. So schaukelten wir
über eine platte Landschaft, die ein wenig zersiedelt erschien, Richtung EHTE
Teuge und EHLE Lelystad. Das Wetter wurde diesiger und die Sichten gingen
zurück - wir waren in Nähe des Wassers. Der Nahverkehrsbereich von Amsterdam-
Schiphol drückte uns auf 1500 Fuß herunter. Wir konnten noch nicht einmal die
17 km über das Markermeer sehen. So ein Käse. Als dann endlich Edam in Sicht
war, hatten wir wieder Land unter dem Fahrwerk. Jetzt wurde es wieder besser.
Der Plichtmeldepunkt Echo von EHKD De Kooy war auch schnell gefunden und wir
bekamen die Freigabe für Bravo und die 04. Nach dem Umschalten auf Ground
meldete sich niemand. Wir standen einsam und verlassen auf dem 1275 Meter langen
Asphaltstreifen, der wie ein Christbaum leuchtete. Weit und breit nur
Hubschrauber - kein einziges normales Flugzeug. Auf Nachfrage beim Tower rollten
wir die erste Abfahrt runter und ich erhielt eine Telefonnummer, mit der Bitte,
dort sofort anzurufen ??????
Das roch nach Ärger.
Als
ich endlich nach Umwegen wegen versperrter Türen den Eingang mit dem C gefunden
hatte, traf ich auf mehr oder weniger geschäftiges Bodenpersonal, mehrere
Piloten und ein Telefon. Die Dame von der Luftaufsicht am anderen Ende war sehr
freundlich und fragte nach meiner Flughöhe über dem Markermeer.
Als ich die 1500 Fuß bestätigte, war die Welt für sie wieder in Ordnung.
Uffffff - der sprichwörtliche Stein plumpste. Nun ging es an das Bezahlen. 49 Euro für die Landung und das Abstellen wechselten den Besitzer. Nun klärte
sich auch die Abwesenheit der Flächenflieger auf. Den Helder war der
Stützpunkt der Hubschrauberflotte, die die Ölplattformen in der Nordsee mit
Menschen und Material versorgten. Es sind mehrere Hundert Inseln und so hatten die
Drehflügler immer tüchtig zu tun. Nach dem ich den Piloten noch mein
Mitgefühl wegen des Ausscheidens des Oranjeteams zum Ausdruck gebracht hatte
suchten wir in der pomfortionösen Abfertigungshalle am Infostand noch ein Hotel
für die Nacht. Die nette Frau machte alles klar. Ein Taxi brachte und nach Den
Helder. Leider war das Hotel teuer und nicht besonders gepflegt. Die Stadt
jedoch ließ sich zu Fuß erkunden. Im Hafen speisten wir in einem Restaurant
unseren Fisch. Auf drei Großbildschirmen hauten die Deutschen in Berlin den
Argentiniern auf die Socken.
Das darauf folgende Elfmeterschießen ertrugen wir mit dem obligatorischen Caipirinha.
Am Morgen wurden wir im Flughafen mit Glückwünschen zu unserem Sieg überhäuft. Das war doch klar - we are the "chamipnons". Nach Aufgabe des Flugplanes machten wir uns wieder vom Acker. Der Türmer gab uns die 04 und Ausflug über November nach Texel frei. Die Piste war wieder hell erleuchtet - alle Lichter brannten - wie die Sonne auf unsere Köpfe. In seidenweicher Luft genossen wir die Landschaft. Texel - Vlieland - Terschelling - Ameland - Schiermonnikoog - Rottumeroog. Auch die Seehunde auf den Sandbänken nutzten das schöne Wetter für ein Sonnenbad. Dutchmil war wieder mal mit Anderen beschäftig. Das tangierte uns jedoch nicht, da alle Sperrgebiete am Wochenende nicht aktiv waren - freie Bahn für die Weltmeister!
Borkum nach 76 Minuten Flug in Sicht - der Flugleiter war alleine auf dem Turm und mit kassieren und stempeln beschäftigt. Die Funkerei beschränkte sich auf die Landerichtung. Wegen des schönen Wetters war der Platz schnell voll. Im Fliegerheim am Platz fanden wir eine sehr günstige Unterkunft. Mit den geliehenen Fahrrädern war der Weg zum Strand nur noch ein Katzensprung. Das Wasser war auch in der Nähe des Strandes und erträglich warm. Jetzt erst mal planschen - das zischt - und zu sehen gab es auch was (FKK). Den Abend genossen wir in Borkum-City bei einem guten Essen und einem kühlen Caipirinha. Der Sonntag wurde für eine Radtour um die Insel und einen abendlichen Stadtbummel mit Sundowner (Caipirinha) genutzt.
Nach so viel Müßiggang sollte nun noch ein Highlight her, um auf der Jahreshauptversammlung angeben zu können. Dazu bot sich Helgoland an. Nach einem Anruf beim dortigen Flugleiter bestätigten sich meine Wetterrecherchen. Die Sicht betrug nach seinen Angaben "Zehntausend Kilometer" und die Schwimmwesten waren nur mitzuführen. Die geforderten Stunden hatten wir um ein vielfaches überschritten und es konnte losgehen.
Am Montag um halb Zehn war die Luft wieder wie Seide. Wir überflogen die sieben friesischen Inseln um über Wangerooge scharf nach Norden abzubiegen. Die Schwimmwesten hatte wir vorsorglich als Nackenstützen und das ELT über unseren Köpfen platziert. Die 18 Minuten waren zu überleben - bereits nach 8 Minuten sah man die Insel als kleiner, heller Tupfer im blauen Wasser.
Nach dem
genehmigten südlichen Vorbeiflug an der Hauptinsel gingen wir in das Endteil
15. Der Anflug gestaltete sich problemlos. Nur nicht zu tief, da eine Düne vor
der Bahn Leewirbel ab gibt. Für eine C 42 eine
leichte Übung. Die Bahn ist länger als man denkt und durchstarten kann man
allemal. Kurz vor unserer Ankunft hat schon ein Blechflieger sein
Einziehfahrwerk beleidigt. Nur die Besten kommen durch ! Nach einem kleinen
Inselrundgang kaufte ich mir noch zollfreie Zigaretten um dann kurz vor 12 Uhr
wieder zu starten. In der Mittagspause ist der Platz zu, deshalb schenkten wir
uns die Überfahrt auf die
Hauptinsel.
Unseren Flugplan cancelten wir über Wangerooge um Wiefelstede - Conneforde (EDWP) direkt anzufliegen. Dies schöne Anlage mit See, Hotel und Cafe kannten wir noch vom Letzten Mal. Es ist sehr schön hier und der Chef nett. Baden, gut Essen und ein Sundowner erfreut das Fliegerherz - empfehlenswert!
Am Donnerstag morgen ging es dann entgültig und schweren Herzens nach Hause. Nach dreieinhalb Stunden befand sich unser Flieger wieder im heimatlichen Horst.
Flugzeit = 10:29 h
Strecke = 1450 km
Stressfaktor = niedrig
Spaßfaktor = extrem hoch
Gustav Kukawka